Geschichte der Gemeinde Eisenschmitt
Gründung und Ersterwähnung 1372
Eisenschmitt wird im Jahre 1372 als “Yssensmyt uff der Salmen” erstmals urkundlich genannt. Die Ergiebigkeit der Eisenerzvorkommen, die Gewinnung von Holzkohle in den umgebenden Wälder zum Betrieb der Öfen und die Möglichkeit der Verhüttung durch die Wasserkraft der Salm waren groß genug, um langfristig Eisenhütten zu betreiben. Dies wiederum bedingte die Ansiedlung von Hüttenarbeitern und damit die Gründung und Vergrößerung eines Dorfes. Die dafür benötigten Ländereien waren bis zum Jahre 1794 Eigentum des benachbarten Klosters Himmerod, der Herren von Manderscheid-Kail sowie der Herren von Malberg als Inhaber der Herrschaft Meerfeld-Bettenfeld. Diese drei überließen den ansiedlungswilligen Hüttenarbeitern und Eisenschmieden die benötigten Bauplätze, Gärten, Felder und Wiesen gegen ein jährlich zu entrichtendes Pachtentgelt. Der Grundstein für die Entwicklung eines neuen Dorfes war gelegt. Eisenschmitt war ein Teil des damaligen Herzogtums Luxemburg, dessen Staatsgebiet sich bis 1794 bis an die Salm und die Lieser erstreckte. Zeitweise war der Trierer Kurfürst Grund- und Pfandherr in Eisenschmitt. Der Standort der ersten Eisenschmittner Eisenschmelze liegt im Dunklen. Lediglich der sprachliche Bezeichnung der im Jahre 1400 genannten obersten Schmiede (oberster smytten) und die Erwähnung des „obersten Hammers“ im Jahre 1433 könnte darauf schließen lassen, dass der Standort der Eisenhütten im 15. Jahrhundert am Ort des heute als „Hämmerchen“ bezeichneten Anwesens war.
Eisenschmitt von 1372 bis 1868
500 Jahre Eisengießer, Hammerschmiede, Köhler und Industrielle
Der Standort an der Salm bewährte sich. Das neue Dorf gewann an Zulauf. Der Ort als solcher expandierte gemächlich. Aber bereits im Jahre 1409 wird von einer Brücke über die Salm gesprochen und von Häusern beiderseits der Salm. Das Dorf war im Entstehen. Strukturen bildeten sich langsam, immer orientiert an den Notwendigkeiten der Eisengewinnung und -verarbeitung. Die Eisenschmittner Grundherren gaben den Grund und Boden vielfach in erbliche Pacht. Dadurch bestand die Möglichkeit, für die Familien über Generationen hinweg zu wirtschaften und auch auf gepachtetem Grund eine handwerkliche Existenz aufzubauen. Vor allem genossenschaftlich organisierte Pachtgemeinschaften entstanden, deren „Hauptmänner“, heute würde man sagen Geschäftsführer, für sich und ihre Genossen an der Festigung dörflicher Strukturen und dem Entstehen einer Dorfgemeinschaft Interesse hatten, um dadurch einerseits ihre geschäftliche Grundlage zu sichern, andererseits eine einigermaßen attraktive und den Erfordernissen der Zeit angepasste Wohnstätte zu schaffen. Dies wiederum war kein leichtes Unterfangen. Die geografischen Verhältnisse im engen Salmtal mit steil ansteigenden Hängen, nassen und sumpfigen Talgründen bot keinesfalls den geeigneten Rahmen für ein Dorf. Landwirtschaftliche Betätigung und damit die Gewinnung der notwendigen Lebensmittel war kaum möglich. Und wurde von den Bewohnern nicht als entscheidendes Kriterium angesehen. Die Eisengewinnung stand im Vordergrund. Im Jahre 1467 wohnten mindestens neun Familien, etwa 50 Dauerbewohner, in Eisenschmitt. Die Eisenschmittner Handwerker ließen sich nicht in die obligatorische Abhängigkeit zu ihren Grundherren einbinden. Frondiensten waren kaum bekannt und erst recht nicht die Leibeigenschaft. Handfeste wirtschaftliche Interessen der Grundherren durch die langfristige Kontinuität der aus den Hüttendörfern zu erwartenden Einnahmen gaben den Ausschlag zur erweiterten Freiheit der Bewohner. Insgesamt deutet dies in Eisenschmitt auf einen selbstständigen kleinen Ort hin, der nach heutigem Sprachgebrauch kommunalpolitisch unabhängig agierte und seinen weiteren Ausbau vorantrieb. Der Aufbau des Dorfes Eisenschmitt hatte sich im Laufe des 15. Jahrhunderts sukzessive vollzogen und manifestierte sich schließlich mit dem Bau einer Kapelle in der Zeit um 1480. Die Gründung des Dorfes Eisenschmitt konnte Ende des 15. Jahrhunderts als abgeschlossen betrachtet werden. Eisenschmitt war fester Bestandteil der Region geworden. 1503 entstand in der Ortsmitte eine größere Hütte mit Hammer und Schmiede, die bis 1670 arbeitete. Drei Städte wurden hauptsächlich mit Lieferungen aus Eisenschmitt bedient: Mainz, Köln und Düren, aber auch Trier und die Burgen zu Manderscheid, Oberkail und Neuerburg gehörten zum Kundenkreis. Mit Fuhrleuten wurden die Waren zu den Verladestationen in Ürzig oder Cochem an die Mosel transportiert. Von dort ging es mit dem Schiff weiter an den Rhein. Die Eisenschmittner Produktpalette umfasste in der Hauptsache Stabeisen (gerecktes Eisen, auch Schieneisen genannt), Stubenöfen, Kessel, Eisentöpfe und Takenplatten. Auch Rüstungsaufträge wurden ausgeführt. Kanonen und Kanonenkugeln wurden für die Soldaten des Trierer Kurfürsten hergestellt. Aus alledem ist ein florierendes Leben im Salmtal zu erkennen. Die Öfen rauchten, der Wald war belebt durch die Vielzahl der Köhler. Im jahre 1581 war die Einwohnerzahl auf etwa 90 bis 120 gestiegen. Aus alledem ist ein florierendes Leben im Salmtal zu erkennen. Die Öfen rauchten, der Wald war belebt durch die Vielzahl der Köhler. Im Jahre 1581 war die Einwohnerzahl auf etwa 100 gestiegen. Offensichtlich wurde auch während des des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) produziert. Denn Mitte des 17. Jahrhunderts bezeichnete sich die Gemeinde Eisenschmitt als wohlhabend. Dennoch kam es um 1660 zum zeitweiligen Stillstand der Produktion, aber auch zu neuen Geschäften. Ein neues Werk wurde 1670 in Betrieb genommen.
1701 bis 1868 – die Eisenproduktion verlagert sich nach Eichelhütte
Eisenschmitt wird großes Dorf
Ab 1701 veränderte sich Umfang und Standort der Eisenverarbeitung. Bis 1766 vervielfachte sich die Einwohnerzahl auf 660. Was war passiert? Die Antwort kann mit drei Worten ausgedrückt werden: Eichelhütte war entstanden. Das neue Werk, gut einen Kilometer unterhalb von Eisenschmitt an der Salm beschäftigte Mitte des 18. Jahrhunderts etwa 200 Menschen. Deren Familien wohnten in Eisenschmitt. Zusammen mit dem Oberhammer in Eisenschmitt selbst, der kleinen Corneshütte im Wald nördlich von Eisenschmitt (gegründet 1700) und der neuen Eichelhütte (Eisenschmelze, Hammerwerk und Schneidewerk) wurde an drei Standorten gearbeitet. Es entstand das große Dorf Eisenschmitt mit 950 Einwohnern im Jahre 1795. Pfarrgeschichtlich löste sich Eisenschmitt von der Mutterpfarrei Oberkail und erhielt im Jahre 1793 einen Pfarrer. Stagnationen während der französischen Besetzung (1794 bis 1814) wurden durch eine neue Blüte ab 1820 während der Zugehörigkeit zu Preußen wettgemacht. Erneut arbeiteten etwa 250 Menschen für die Eisenhütte in Eichelhütte und Eisenschmitt. Im Jahre 1835 hatte Eisenschmitt annähernd 1.350 Einwohner, die größte Zahl seiner Geschichte. Dann nahte das Ende der Eisenindustrie im Salmtal, bedingt durch neue Produktionsverfahren und produktivere sowie größere Werke in den Industriegebieten an Niederrhein und Ruhr, die zudem mit der preisgünstigeren Steinkohle statt mit Holzkohle arbeiten konnte. Im Jahre 1868 wurde die Eichelhütte und mit ihr die Eisenindustrie im Salmtal endgültig still gelegt. Eine 500 Jahre dauernde Ära war zu Ende.
Eisenschmitt seit 1868 – ein neues Dorfzeitalter und seine vielfältigen Herausforderungen
Spannungsgeladene Atmosphäre zwischen Umwälzung und dörflicher Neuorientierung – so kann das Leben in Eisenschmitt von 1868 bis 1914 geschildert werden.
Nach dem endgültigen „Aus“ der Eisenindustrie im Salmtal im Jahre 1868 konnte trotz aller Anstrengungen eine dermaßen große Zäsur nicht kompensiert werden. Viele Familien verließen den Ort endgültig. Die Einwohnerzahl sank bis Anfang des 20. Jahrhunderts auf rund 500. Der im Dorf zurückgebliebenen Bevölkerung fiel es schwer, sich den veränderten Verhältnissen anzupassen und Ackerbau zu betreiben. Lieber verdiente sie als Waldarbeiter oder durch andere Beschäftigung ihren Lebensunterhalt. Die Eisenschmittner meisterten die Phase der Umwälzungen und konnten ab dem beginenden 20. Jahrhundert an den kulturellen und wirtschaftlichen Segnungen der Kaiserzeit teilnehmen. Hinzu kamen neue Gewerbeansiedlungen wie eine Wollspinnerei und ab 1938 eine Kokosweberei. Bereits im Jahre 1900 hatte der Waldbesitzer Hugo von Gahlen das Jagdschloss Bergfeld erbaut. Er war einer der größten Arbeitgeber im Ort (Waldarbeiter und Dienstpersonal). Außerdem blühte der Fremdenverkehr. „Die Fremden lieben unser Tal“. So schrieb der Schulchronist 1906. „Von Jahr zu Jahr vergrößerte sich die Zahl derer, welche sich im Sommer, namentlich in den großen Ferien, in Eisenschmitt als Sommergäste niederließen“. Selbst während der beiden Weltkriege kamen die Besucher. Die wirtschaftlichen Blütejahre der Bundesrepublik Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts brachten allgemeinen Wohlstand. Die Entwicklung Eisenschmitts und sein Wandel zum zukunftsorientierten Wohn- und Ferienort prägt die Aktivitäten des 300 Einwohner zählenden Dorfes im 21. Jahrhundert. Die Möglichkeiten durch die nahen Autobahnanbindungen in Richtung Koblenz, Saarbrücken/Luxemburg und Belgien/Holland führten auch touristisch zu neuen Aktivitäten wie zum Beispiel dem Blockhaus-Ferienpark am Salmwald. Und dies, obwohl Eisenschmitt kein vom Tourismus geprägtes Dorfbild hat, sondern entsprechend einer Beschreibung aus dem Jahre 1926 bis heute ein „abseits vom Getriebe der Welt liegender idyllischer, waldreicher Gebirgsort ist.“ Der aber liegt mittendrin im Herzen Europas.